Baulexikon - Kompaktes Hausbauwissen, 19.12.2022
Der Holzrahmenbau – Das täglich Brot des Zimmerers
Der Holzrahmenbau – Alle relevanten Informationen rund um die besondere Holzbauweise und deren Abgrenzung zu ähnlichen Holzbauweisen wie der Holztafelbauweise und dem Fachwerk.
Wer sich mit dem Thema Holzbau noch nicht tiefergehend beschäftigt hat, stößt in Gesprächen mit anderen Personen oder Fachleuten auf diverse Begriffe wie Holzrahmenbau, Holztafelbau oder Fachwerkbau. Die einzelnen Bauweisen werden dann gerne mal in einen Topf geworfen, obwohl jede Bauweise für sich ein Alleinstellungsmerkmal besitzt. Um mehr Klarheit beim Thema Holzbau zu schaffen, findet sich nachfolgend eine konkrete Definition des Holzrahmenbaus und die genaue Abgrenzung zu anderen gängigen Holzbauweisen.
Der Holzrahmenbau ist Ursprung des Fertigbaus
Der Holzrahmenbau ist eine Weiterentwicklung der Fachwerkbauweise und wurde von europäischen Aussiedlern Anfang des 19. Jahrhunderts nach Nordamerika gebracht. Um das Land schnell besiedeln zu können, wurden traditionelle Verbindungen wie Schlitz und Zapfen durch Nägel ersetzt. Anstatt die einzelnen Gefache auszumauern, wurden Bretter außenseitig vernagelt und bildeten so eine umschlossene Gebäudehülle. Die heutige Holzbauweise des Holzrahmenbaus zeichnet sich durch ein Holzgerüst mit senkrechten wie waagerechten Stäben (Rähm, Ständer und Schwelle) aus und sorgt so für eine vertikale Aussteifung des Gebäudes. Mittels plattenförmigen Gips- und Holzwerkstoffen sowie diagonalen Verstrebungen erfolgt eine horizontale Aussteifung der Konstruktion. Gerade in Nordamerika, Skandinavien (Schwedenhaus) sowie Süddeutschland, in der Schweiz und in Österreich findet sich die natürliche Holzrahmenbauweise vermehrt wieder.
Mehr Handwerk als Industrie
Wie der Name schon sagt, wird der Holzrahmenbau immer als Rahmen gefertigt, der aus einer Schwelle, einem Rähm und zwei Ständern (senkrechte Stützen) besteht.
Auf der Baustelle werden die einzelnen Bauteile miteinander verbunden und die Konstruktion mit Gips- und Holzwerkstoffplatten beplankt und ausgesteift. Dabei kann die Gestaltung der Außen- wie Innenwand unabhängig von den Holzrahmen erfolgen, da nur das Holzgerüst für die Statik im Gebäude zuständig ist.
Von außen kann man das Haus auf der Baustelle holzvertäfeln, verklinkern oder verputzen lassen. In die Gefache wird dann die mineralische oder natürliche Dämmung eingebracht, welche zwischen der eigentlichen Tragkonstruktion sitzt. Zur Optimierung der Dämmwerte kann eine zusätzliche Dämmschicht auf die Außen- oder Innenwand aufgebracht werden, um andere Energiestandards der Energie-Einsparverordnung (EnEV) oder KfW-Förderungen durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zu erlangen.
Vorteile der Holzrahmenbauweise gegenüber dem Massivbau:
- Schnelle Bauweise, da keine Trockenzeiten eingehalten werden müssen
- Bessere natürliche Wärmedämmung dank Holz und damit geringere Wandstärken beim Bau nötig
- Flexibel in der Raumaufteilung und beim späteren Umbau
- Ökologische Bauweise und damit keine Umweltbelastung (CO²-neutral)
- Einsatz von nachhaltigen Baustoffen (Konstruktionsholz und Faserdämmstoffe)
- Regionale Produkte ermöglichen in der Beschaffung eine niedrige Energiebilanz
Unterschied des Holzrahmenbaus zur Holztafelbauweise
Die Holztafelbauweise gehört aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades zu den klassischen Bauweisen der Fertighausindustrie und ist sehr eng mit dem Holzrahmenbau verwandt. Anders als beim Holzrahmenbau werden allerdings bei der Tafelbauweise alle Wand-, Decken- und Dachelemente im Werk vorproduziert – samt Einbau der Fenster und Türen sowie der Installation von Elektroanschlüssen und Wasserleitungen. Die Gefache der Holztafelbauweise werden gleich im Werk mit Dämmungen ausgekleidet und mit Gips- und Holzwerkstoffplatten verschlossen. Auch der Grundputz wird bereits in den Werkshallen aufgetragen, sodass die Bauzeit auf der Baustelle gegenüber dem Holzrahmenbau drastisch reduziert werden kann. So müssen im Außenbereich auf der Baustelle lediglich noch der Edelputz und die Fassadenfarbe aufgetragen werden.
Mit dem kompletten Innenausbau verhält es sich beim Holzrahmenbau wie bei anderen Holzbauweisen auch. Gegenüber dem Nassbau allerdings kann früher mit dem Innenausbau begonnen werden, da keine Trocknungszeiten den Baufortschritt behindern. So wird nichts dem Zufall überlassen und angehende Baufamilien erhalten ein nachhaltiges Eigenheim. Zudem lassen sich die Produktionskontrollen in einem Werk exakter durchführen als auf der Baustelle. Schließlich möchte man sein neugekauftes Auto auch nicht auf dem Parkplatz vor dem Haus selbst zusammenbauen.
Nachteile des Holzrahmenbaus gegenüber dem Holztafelbau
Keine witterungsunabhängige Herstellung der Bauelemente durch industrielle Vorfertigung
Hohe Präzision ist auf der Baustelle weniger gegeben als im Werk
Langsamere Baustellenmontage als beim Fertigbau
Gleichbleibende Qualität der einzelnen Wandelemente ist nur aufwändig belegbar
Traditionelle Fachwerkbauweise
Die Fachwerkbauweise ist der Vorläufer der Holzrahmenbauweise und findet sich heute noch in vielen mitteleuropäischen Städten wie Quedlinburg in Sachsen-Anhalt, Esslingen am Neckar, Monschau in der Eifel oder Einbeck in Niedersachen. Im Gegensatz zum Holzrahmenbau wird beim Fachwerkbau ein Holzgerüst durch traditionelle Zimmerer-Verbindungen wie Schlitz und Zapfen sowie Holznägeln ausgeführt. Die einzelnen Balken wurden einst aus Baumstämmen durch Äxte und Beile geformt, damit sie als Konstruktionsholz eingesetzt werden konnten. Das hatte den Vorteil, dass der Faserverlauf der Holzstämme in der Bearbeitung berücksichtigt wurde und Balken damit eine höhere Traglast stemmen konnten. Allerdings kostete das nicht nur viel Kraft, sondern auch viel Zeit bis zur Fertigstellung eines Gebäudes.
Die entstehenden Gefache, die zwischen den Holzkonstruktionen liegen, weisen oftmals aufwändige Verzierungen aus blumen- oder kreuzartigen Querstreben auf. Noch heute werden sie als schmückendes Beiwerk gesehen und stoßen auf große Begeisterung beim Betrachter. Nachdem die komplette Konstruktion eines traditionellen Fachwerkshauses stand, wurden die Gefache mittels eines Lehm-Stroh-Gemisches ausgefacht und gestrichen. Heute wäre solch eine Bauweise sehr kostenintensiv und kommt meist nur bei Renovierungen von alten Bestandsgebäuden zum Einsatz.